Wracks - Die Baron Gautsch

Tauchen an der Baron Gautsch

Zustand des Wracks: Das Wrack liegt auf ebenem Kiel in 40m Tiefe auf dem Sand- und Schottergrund. Es ist - nach 80 Jahren - voellig mit Schwaemmen, Muscheln, Algen und anderen Meereslebewesen ueberwachsen und wird von unzaehligen Fischen als Versteck benutzt, scheint es doch die einzige Erhebung ueber den Meeresgrund in einigem Umkreis zu sein. In dem Wrack wurden bereits kapitale Meeraale und Thunfische gesichtet.

Der Zustand des Wracks entspricht nicht mehr ganz dem, was die Beschreibung "fast vollstaendig erhalten" erwarten laesst: Die Bruecke und der vordere Schornstein fehlen voellig, der achterne Schornstein ist umgestuerzt und ragt in das Innere des Schiffes. Die Holzfussboeden zwischen den drei Decks sind in einem Zustand weitgehenden Zerfalls, so dass es moeglich ist, horizontal wie vertikal hindurchzuschwimmen. Die Glasscheiben der Fenster sind nicht mehr existent. Das Schiff ist aber noch in seiner ganzen Laenge erhalten.

Die Schrauben fehlen, obwohl das Heck keine Beschaedigung aufweist; vielleicht ein Hinweis fuer Buntmetallbeschaffung in der Zwischenkriegs- und Kriegszeit, wie ueberhaupt das Wrack andere Beschaedigungen aufweist, als man sie nach einem Minentreffer vermuten wuerde, naemlich im Bereich der Aufbauten, was ein Beweis dafuer sein koennte, dass es von der jugoslawischen Kriegsmarine als Ziel benutzt wurde. Der vordere Mast ist geknickt und liegt schraeg ueber den Aufbauten, der achterne Mast liegt an Steuerbord neben dem Wrack auf dem Sandgrund. Moeglicherweise finden sich noch Teile in der Umgebung des Schiffes, ebenso wie evtl. der fehlende vordere Schornstein. Das Fehlen des vorderen Schornsteins sowie die Tatsache, dass der achterne Schornstein umgeknickt ist und in das Schiffsinnere hineinragt, koennte sich damit erklaeren, dass die Mine in weiterer Folge die Explosion des Kessel ausloeste, die sich nach oben entlud und den Schornstein wegsprengte. Dafuer wuerden auch die zeitgenoessischen Berichte sprechen, die zwei Explosionen erwaehnen, obwohl der "BARON GAUTSCH" nur von einer Mine getroffen wurde.

Tauchgang an der Baron Gautsch: Wie bereits oben beschrieben, ist das Wrack sehr angenehm und verhaeltnismaessig problemlos zu betauchen. Das Wrack ist auf Grund der Groesse mit einem Tauchgang nicht ansatzweise zu erkunden. Dafuer hat man den Vorteil, hier auch nach vielen Tauchgaengen immer wieder Neues zu entdecken.

Was einen bei einem Tauchgang erwartet, weiss man vorher aber nie so genau. Von einem Tag zum anderen kann die Sicht schlagartig nachlassen oder natuerlich auch aufklaren. Wobei ersteres eher die Regel ist. Man muss sich nur einmal vor Augen halten, was fuer Massen an Tauchern da in der Saison jeden Tag abgeworfen werden...

Auch die Stroemung ist unberechenbar. Diese kann in unterschiedlichen Tiefen unterschiedlich stark ausgepraegt sein oder auch die Richtung wechseln. Richtig unangenehm ist es, wenn man einen gemuetlichen Tauchgang hatte und es dann auf Dekotiefe so richtig zieht, dass man sich mit beiden Haenden an der Leine festhalten muesste. Dazu dann noch 25 andere Taucher, die das gleiche vorhaben und eine schoene grosse Kamera dabei...

Bojenleinen sind an Steuerbord nahe dem Bug sowie im Heckbereich befestigt. Bereits der Abstieg kann ein Erlebnis sein, wenn sich je nach Sicht in ca. 10-15 Metern Tiefe die Umrisse des versunkenen Schiffes aus dem Blau der Umgebung zu schaelen beginnen. Die Oberkante der erhaltenen Aufbauten liegt in 28 Metern Tiefe, der Grund bei exakt 40 Metern.

Grundsaetzlich ist aus Sicherheitsgruenden vom Eindringen in das Wrack abzuraten. Der Zustand hat sich in den letzten Jahren sichtbar verschlechtert, in immer mehr Sektionen brechen Decks oder Teile davon zusammen. Schon deshalb empfiehlt es sich fuer die ersten Tauchgaenge, das Schiff eher von aussen zu erkunden. Auch dort gibt es genug zu sehen!

Man kann etwa die Laufgaenge an den Aussenseiten der grossen Salons entlang tauchen, sieht dabei ueberall in die Salons hinein und stellt sich die Passagiere vor, die hier in besseren Zeiten flanierten. Auch die grossen Salons der obersten beiden Decks sind problemlos zu betauchen. Sie werden von unendlich vielen Fischen bewohnt und sind, besonders an schoenen, hellen Tagen von blauem Licht durchflutet.

Interessant ist auch das Heck: Das Ruder ist vollstaendig erhalten, doch die drei Schrauben fehlen. ueber sich sieht man die gewaltige Rundung des Hecks. Das von der Mine gerissene Leck ist uebrigens nicht zu sehen; es befindet sich mittschiffs an Backbord im Boden, tief unter der Wasserlinie des Schiffes, so dass die Stelle heute voellig unter den seitlich herabgefallenen Muschelschalen verborgen ist.

Wenn man oberhalb der Aufbauten zurueck in Richtung Bug taucht, kann man ueberall den praechtigen Bewuchs auf dem Wrack bewundern. Neben Drachenkoepfen, Seespinnen und Hummern sind hier auch oft Fischschwaerme anzutreffen. Vom Ruderhaus selbst ist nichts mehr zu sehen, aber beide Brueckennocks sind noch gut zu erkennen. Hier empfiehlt sich noch einen Blick auf die Fensterfront der vorderen Aufbauten. Die dort 1994 angebrachte Gedenktafel findet man zwar nicht mehr (gestohlen oder sicherheitshalber entfernt?). Aber ausserhalb wird jedes Jahr von Scuba Rovinj am 13. August ein Kranz zu Ehren der Toten angebracht.

Sehr eindrucksvoll ist es, sich vor dem Bug zum Grund hinabsinken zu lassen und den Bug des Wracks auf sich wirken zu lassen, der gespenstisch und zugleich majestaetisch-elegant wirkt. Hier sollte man auch ruhig etwas genauer hinsehen, oft sitzen in irgendwelchen Loechern Conger oder Hummer. Zumeist wird damit ein erster Erkundungstauchgang am "Baron Gautsch" beendet sein. Doch wenige Taucher begnuegen sich damit. Sie wollen mehr von dem Wrack sehen.

Hier kann man nur an die Verantwortung jedes Einzelnen appellieren. Wracktauchen ist nur mit entsprechender Ausbildung, Erfahrung und Ausruestung ohne groesseres Risiko machbar. Jeder Flossenschlag kann Unmengen Sediment aufwirbeln, was den Rueckweg zu einer Null-Sicht-Aktion werden laesst. Bei jedem Aufsteigen von Luftblasen rieselt im Gegenzug Rost nach unten, welcher die 2. Stufe zum Abblasen bringen kann. Und man muss sich vor Augen halten, dass die Baron Gautsch bereits seit fast 100 Jahren dort liegt, da broeselt es in allen Ecken. Trotzdem moechte ich einige Innenansichten zeigen. Die Kenner des Wracks werden wissen, wo die Aufnahmen entstanden sind. Allen anderen sollten sich mit den Fotos zufrieden geben!

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zur Geschichte des Wracks

Fortsetzung: Istra / Hans Schmidt

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