Nikonos-Geschichte und Modelle

Der Franzose mit belgischen Wurzeln Jean de Wouters, eigentlich Luftfahrtingenieur, beschaeftigt sich schon frueh mit der Unterwasser-Fotografie und entwickelt eine eigene Stereo-Kamera. Ueber seine Forschungen lernt er Jaques Cousteau kennen und konstruiert dann im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit ihm die spaetere Calypso-Phot. De Wouters beginnt fuer Spirotechnique zu arbeiten. Ab 1958 beginnt die Serienproduktion. Doch bald moechte sich Spiro von der Kameraproduktion trennen. Grund sind wohl die nicht so erfreulichen Stueckzahlen. Nippon Kogaku, heute besser bekannt unter Nikon, kann die Patente uebernehmen. Nippon produziert zu dieser Zeit bereits fuer die Nikon S2 ein eigenes Unterwasser-Gehaeuse. Ein kluger Schachzug ist es, sich die Dienste des Erfinders zu sichern. De Wouters zieht fuer 15 Monate nach Japan und hilft beim Serienanlauf der Kamera. Ausserdem entwickelt er die Kamera weiter. Bereits zu dieser Zeit konstruiert er eine TTL-Messung, die allerdings damals noch nicht in Serie gehen kann.

Damit war die Grundlage fuer eine einzigartige Typenreihe einer reinrassigen Amphibienkamera gelegt. Aus meiner Sicht die Hoehepunkte aus wirtschaftlicher Sicht waren die Nikonos III und die Nikonos V. Letztere sieht man auch heute noch bei diversen Unterwasser-Fotografen im Einsatz. Technisches Highlight wird sicher immer die Nikonos RS bleiben, die auch heute (Ende 2010) noch zu recht ordentlichen Preisen gehandelt wird. Gerade das 13er Fisheye ist wieder sehr gesucht, da es nach Umbau auch an aktuelle Nikon-Kameras in Verbindung mit Unterwasser-Gehaeusen verwendet werden kann

Ein Indiz fuer die Bedeutung der Nikonos-Baureihe ist sicher auch, dass es von vielen Herstellern Zubehoer gab. Besonders tat sich sicherlich Sea&Sea hervor, ebenfalls eine japanische Firma. Sie liefern einiges an Objektiven von 12 bis 20 mm, Nahaufnahme- und anderes Zubehoer und natuerlich Blitze.

Nikonos Modelle

Calypso-PhotSerienstart der Calypso-Phot ist 1958. Die Kamera wird von oben in das (Becher-)Gehaeuse gesteckt, die Abdichtung erfolgt ueber einen O-Ring. Zum Oeffnen und Schliessen muss das Objektiv entfernt werden. Im geschlossenen Zustand verriegelt das Objektiv damit das Gehaeuse. Zum Oeffnen ist am Tragegurt auf jeder Seite ein Hebel angebracht, mit dem man das Innenleben heraushebeln kann. Das Gehaeuse hat einen Bezug aus Robbenfell - was heute fuer weltweite Proteste sorgen wuerde (okay, ausser vielleicht in Island, Japan, USA). Blende und Entfernung werden mit Stellraedern links und rechts am Objektiv eingestellt.
Nikonos (I)Fortsetzung der Produktion der unveraenderten Calypso-Phot ab 1962/63 bei Nikon. Na gut, zwei Aenderungen gab es doch: Das Robbenfell wird durch Gummi ersetzt. Und das Objektiv stammt nicht mehr von Som-Berthiot sondern von Nikon selbst.
Nikonos IIKleine Verbesserungen wie z.B. eine Kurbel auf dem Rueckspulknopf. Produktion von 1968-1975
Nikonos IIINeues moderneres Design, viele Detailverbesserungen. So gibt es eine geaenderte Blitzbuchse und verbesserte Bedienelemente. Aber es bleibt noch alles reine Mechanik. Auch der grundsaetzliche Aufbau bleibt erhalten. Produziert bis 1980
Nikonos IVaNeue Form des Gehaeuseaufbaus mit angelenkter Rueckwand, wie man es ueblicherweise von anderen Kameras kennt. Dies stellte wohl viele Nutzer vor Probleme, denn bei der IVa haeuften sich die Klagen ueber abgesoffene Kameras. Immerhin gibt es einen deutlich groesseren Sucher. Dazu erstmals eine Belichtungsautomatik mit Blendenvorwahl, mit Ausnahme der mechanischen 1/90 leider ohne manuelle Eingriffsmoeglichkeiten. Fuer Blitz-TTL ist ein externer Sensor erforderlich, ausserdem steht nur die Synchronzeit von 1/90 zur Verfuegung, was auch viele Fotografen nicht gluecklich machte.
Nikonos VAufbau grundsaetzlich wie die IVa, Abdichtung mit O-Ring statt Flachdichtung. Belichtungsautomatik mit Blendenvorwahl, die auch mit externen Blitzen funktioniert. Zusaetzlich manueller Modus mit Belichtungszeiten von 1/30 bis 1/1000. Die Belichtungszeit wird im Sucher angezeigt, ebenso eine Warnung bei Ueber- oder Unterbelichtung, dazu noch die Blitzbereitschaft. Die Belichtungsmessung wird mit dem Antippen des Ausloesers eingeschaltet, allerdings nur, wenn das Bildzaehlwerk zwischen 1 und 36 steht. Sie schaltet sich bei vollen Batterien nach 16 sec. wieder aus, werden die Batterien leer, schon nach ca. 8 sec. Lieferbar mit orangen oder dunkelgruenen Griffflaechen. Bauzeit 1984 bis 2001. Wenn man diese 17 Jahre Bauzeit mit der Lebensdauer heutiger Produkte im digitalen Sektor vergleicht, was faellt einem da noch ein?
ObjektiveVon der erste Calypso an war die Kamera standardmaessig mit einem 35mm-Objektiv ausgestattet. Bald gab es Wechseloptiken mit 28 und 80 mm Brennweite. Das legendaere UW Nikkor 15 mm 1:2,8 kam spaeter hinzu, ebenso wie ein Nikkor mit 20 mm. Fuer die 35 mm-Optik war im Sucher ein Leuchtrahmen, ab der Nikonos III ebenfalls fuer das 80er. Fuer das 28er konnte man behelfsmaessig das komplette Sucherbild nutzen. Fuer alle Brennweiten gab es aber auch Aufstecksucher, spezielle Ausfuehrungen fuer eine Brennweite oder mit einer wechselbaren Blende anpassbar an verschiedene Brennweiten und mit oder ohne Parallaxenausgleich.
Fremdhersteller: Sea&Sea mit 20 und 15 mm sowie in Gehaeusen 17 und 18 mm sowie ein Fisheye 12 mm (Aquatika). Die Objektive sind ueber die komplette Bauzeit kompatibel. Nur beim "alten" Nikkor 15mm deckt das Objektiv in der Kamera den TTL-Sensor ab, deswegen funktioniert die Belichtungsautomatik in dem einen Fall nicht. Bei dem UW Nikkor 15 mm 1:2,8N war aber auch dieses Problem wieder behoben. Das 80er war wohl eher fuer die Zielgruppe gedacht, die die Nikonos ueber Wasser unter erschwerten Bedingungen nutzen wollte (heute klassisch unter Outdoor zusammengefasst). Nur dieses und das 35er sind an Land zu verwenden, die anderen sind fuer unter Wasser korrigiert und liefern ueber Wasser kein scharfes Bild.
BlitzeZum einen bot Nikon eigene Blitzgeraete an, als erstes Anfang der 70er einen Stabblitz fuer Kolbenblitzbirnen fuer die II. Zur IVa gab es mit dem SB-101 den ersten Elektronenblitz. Mit der V erschien der SB-102. Es folgten der SB-103 bis SB-105. Andererseits konnte fast jeder verfuegbare Unterwasserblitz an der Nikonos verwendet werden. Dass eine Nikon-TTL in den Blitzen der Fremdhersteller verbaut war, gehoerte schlicht zum guten Ton. Wenn man mal von Ikelite absieht, die einen eigenen, aber auch gut funktionerenden Weg verfolgen. Allerdings wurde da neben dem Zuendsignal nur das Loeschsignal fuer den Blitz benoetigt, Blitzbereitschaftsanzeige im Kamerasucher war schon Luxus. Also anders als heute, wo die Blitzprotokolle zum einen wesentlich umfangreicher und zum anderen so gestaltet sind, dass eine Interpretation durch "Fremde" verhindert werden soll.
ZubehoerMakrovorsaetze (die mit den huebschen Staebchen; Hersteller z.B. Sea&Sea), Zwischenringe, bei den aelteren Modellen war noch ein externer Belichtungsmesser erforderlich (alternativ Sekumatic oder Sea&Sea). Dazu gab es Wet-Adapter, um selbst unter Wasser Objektive zu wecheln.
Nikonos RSAls Nikon im Januar 1992 auf der DEMA die neue RS vorstellt, ueberschlugen sich die Fachmedien. Zeitschriften wie die UWF hatten einen Sonderteil zum Thema. Das war DIE Neuigkeit: Eine SLR-Amphibienkamera mit TTL und Autofokus, einsetzbar bis 100 m, dazu hervorragende Bedienbarkeit und ein tolles Design. Da zuckten sicher manchem UW-Fotograf die Finger. Wenn da nicht der Peis gewesen waere! Dazu schwer wie ein Ziegelstein, der Body allein wiegt schon ueber 2 kg. Im Gegensatz dazu wiegt ein Nikonos V-Body gerade mal 700 g, von der Nikonos II mit ihren 500 g ganz zu schweigen. Damit wurde die RS nicht wie geplant der Nachfolger der Nikonos V. Im Gegenteil, die Produktion wurde bereits 1996 wieder eingestellt. Grund hierfuer lt. Nikon der komplizierte Herstellprozess und natuerlich der schleppende Absatz.
Anfangs gab es auch noch Dichtigkeitsprobleme wegen dem verwendeten O-Ring, bzw. dessen Oberflaeche
Baujahre 1991 bis 1996
ObjektiveWurden fuer die RS neu entwickelt. Dabei sind Linsen herausgekommen, die heute noch ihresgleichen suchen:
R-UW AF Nikkor 2,8/28 als Standard-bzw. Einsteiger-Objektiv,
R-UW AF Micro Nikkor 2,8/50,
R-UW AF Zoom-Nikkor 2,8/20 - 35 mm als erstes und einziges Unterwasser-Zoom-Objektiv und das
R-UW AF Fisheye Nikkor 2,8/13.
Bis auf das Makro sind die Objektive nur unter Wasser verwendbar - sofern man sich nicht auf einen kleinen Bereich verlassen will, in dem die Linsen doch scharf abbilden.
Dazu gab/gibt es von Rene Aumann einen 2fach Telekonverter und eine Spezialoptik (2,8/18 Weitwinkel in einem eigenen Gehause mit Domeport).
Andere Objektive sind an der Kamera nicht verwendbar! Und umgekehrt sind diese Objektive auch nicht an anderen Kameras verwendbar.
Und damit es sich lohnte, kam mit dem SB-104 gleich noch das auf die RS abgestimmte Blitzgeraet dazu (auch preislich ☺).
Offizielle Verkaufspreise mus ich noch rausbekommen. Angekuendigt waren der Kamera-Body fuer 4.500 DM, das Zoom fuer 5.500 DM und das Makro fuer 3.000 DM.
Zu Stueckzahlen habe ich auch noch nichts ermitteln koennen. Sie duerften sich aber im unteren 5-stelligen Bereich bewegen.

weitere Fotos in der Galerie

zurueck zur Nikonos

zurueck zur Uebersicht Unterwasser-Fotografie

 

 

Nikonos

Calypso Phot

 

 

Nikonos

Nikonos

 

 

Nikonos

Nikonos II

 

 

Nikonos

Nikonos III

 

 

Nikonos

Nikonos IVa

 

 

Nikonos

Nikonos V

 

 

Nikonos

Nikonos V

 

 

Nikonos

Nikonos RS mit Zoom 20-35

 

 

Nikonos

Nikonos RS mit 50er Makro